METHODE

Einbeziehung von wild lebenden Tieren in die Stadtplanung

Die biologische Vielfalt in Städten ist Stadtbewohner*innen wichtig, da sie zur Bereitstellung von Ökosystemdienstleistungen beiträgt und positive Interaktionen zwischen Mensch und wild lebenden Tieren ermöglicht. In der derzeitige Stadtplanung spielt die biologische Vielfalt und insbesondere das Vorkommen wild lebender Tiere außerhalb von geschützten Gebieten keine wichtige Rolle. Bauliche Verdichtung und mangelndes Wissen über die Bedürfnisse der Arten führen in den meisten Fällen zur Gestaltung von Gebäuden und Grünflächen, die dem Vorkommen von wild lebenden Tieren abträglich sind. Als Folge davon nimmt die städtische Biodiversität weltweit ab.

Animal-Aided Design ist eine Methode, die den Schutz und die Förderung von wild lebenden Tieren und Stadtplanung auf lokaler Ebene miteinander in Einklang bringt, indem Stadtplaner*innen, Architekt*innen und Landschaftsarchitekt*innen ökologisches Wissen in der Sprache und den ästhetischen Codes ihres Berufsstandes vermittelt wird. Die Grundidee von Animal-Aided Design besteht darin, das Vorkommen von Tieren in den Planungsprozess einzubeziehen, sodass sie zu einem integralen Bestandteil der Gestaltung werden. Die Bedürfnisse der Tierarten stellen Randbedingungen für den Planungsprozess dar, dienen aber auch als Inspiration für den Entwurf selbst. Animal-Aided Design eignet sich für Neuplanungen, kann aber auch bei der Sanierung angewendet werden. Es kann auch zur Optimierung der Gebäude- und Grünflächenpflege eingesetzt werden, mit dem Ziel das Vorkommen wild lebender Tiere zu fördern.

Methode

Animal-Aided Design lässt sich gut in gängige Planungsverfahren integrieren, beispielsweise in der Objektplanung.

AAD-Broschüre, Abb. 1: Grafik: Sophie Jahnke

(Abb. 1: Grafik: Sophie Jahnke)
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AAD-Publikation-Broschuere-2017-1280

Publikation
AAD Animal-Aided Design Broschüre

Videobeitrag
Die Methode von Animal-Aided Design

Videobeitrag
Mit dem Lebenszyklus gestalten

In der Analyse- und Entwurfsphase werden die Zielarten für den Entwurf ausgewählt. Zielarten können Arten sein, die am Projektstandort bereits vorhanden sind und durch die Entwicklung bedroht sein können. Die Wahl der Zielarten beschränkt sich jedoch nicht auf Arten, die bereits vorhanden sind, und auch nicht auf Arten, die bedroht oder von vorrangigem Erhaltungsinteresse sind. Ziel von AAD ist es, die Artenvielfalt in der Stadt zu erhöhen und nicht nur den Status quo zu erhalten. So kann eine Zielart auch eine Art sein, die die Beteiligten an der Planung attraktiv finden, z.B. ein Vogel wie die Amsel, der einen attraktiven Gesang hat, oder der interessant zu beobachten ist. Ein Verfahren zur Auswahl von Zielarten wird in Apfelbeck et al. (2019) beschrieben. Um eine Art auszuwählen, die eine geeignete Zielart sein kann, müssen die Limitationen und Potenziale des Projektstandortes analysiert und erste Entwürfe von Artenporträts angefertigt werden.

Die kritischen Standortfaktoren einer Zielart müssen in die Entwurfsplanung für das Projekt einbezogen werden. AAD hat ein Format entwickelt, um die kritischen Standortfaktoren zur Erfüllung der Bedürfnisse einer Art zu beschreiben – das Artenporträt.

AAD-Broschüre, Abb. 2: Grafik: Sophie Jahnke

(Abb. 2: Grafik: Sophie Jahnke)
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Das Artenporträt stellt nicht nur grundlegende biologische Fakten bereit, sondern auch Informationen über die Schnittstelle zwischen Mensch und Tier, d. h. über die Art und Weise, wie der Mensch mit dem Tier interagieren kann. Dazu gehören Eigenschaften, die eine Spezies für den Menschen attraktiv machen, wie etwa ihr Aussehen und Verhalten wie Singen, Paaren, Nisten oder Jagen, aber auch die von der Art erbrachten Ökosystemleistungen. Dazu gehören auch potentielle Konflikte, z. B. wie sich die menschliche Landnutzung negativ auf die Art auswirkt (z. B. bei Lärmempfindlichkeit), oder potentielle negative Auswirkungen auf den Menschen, die in der Planung beachtet werden müssen (z. B. Kot unter den Eingangsöffnungen von Fledermausquartieren in Fassaden). Zudem gibt es Informationen darüber, wie die geplanten Maßnahmen in übergeordnete Planungen einbezogen werden können, untern Beachtung von z. B. Raumbedarf (Patchgröße), Mindestpopulationsgrößen und Ausbreitungskapazitäten.

Der detaillierte Entwurfsplan sollte daher Angaben darüber enthalten, wie die kritischen Standortfaktoren für die Zielart erfüllt werden. So muss der Planer Informationen darüber liefern, wo und wie jede Art ihre Bedürfnisse erfüllen kann. Im fertigen Entwurfsplan wird es daher für alle kritischen Standortfaktoren des Tieres einen bestimmten Ort geben. Anhand dieses Plans kann aber nicht nur geprüft werden, ob alle kritischen Standortfaktoren erfüllt werden, sondern auch, ob die Anforderungen bezüglich der relativen Position jedes Faktors erfüllt sind.

AAD-Broschüre, Abb. 3: Grafik: Sophie Jahnke

(Abb. 3: Grafik: Sophie Jahnke und Rupert Schelle)
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In der Bauphase wird der Entwurf auf der Baustelle umgesetzt. Hier ist es wichtig, dass eine ökologische Bauaufsicht stattfindet, um die korrekte Umsetzung der AAD-Maßnahmen zu überwachen. Schließlich sollte bei allen AAD-Projekten ein Monitoring durchgeführt werden, um zu prüfen, ob sich die Zielart auf dem Projektgelände ansiedelt, ob sie sich erfolgreich vermehrt und ob bestimmte Maßnahmen erfolgreicher sind als andere. Im Idealfall sollte sich die Beobachtungsphase über mehrere Jahre erstrecken. Die während des Monitoring gewonnenen Erkenntnisse werden dazu beitragen die Artenporträts weiter zu verbessern und Maßnahmen hinsichtlich ihrer Wirksamkeit für eine erfolgreiche Umsetzung zu optimieren.