CONVIVIAL GROUNDS – WETTBEWERBSBEITRAG ZUR WEITERENTWICKLUNG DES TEMPELHOFER FELDES
Unser Beitrag zum zweiphasigen Ideenwettbewerb für das Tempelhofer Feld wurde von der ARGE Studio Animal-Aided Design und Nikola Pohl eingereicht und aus 165 Einreichungen für die zweite Phase ausgewählt. Auch wenn wir letztendlich nicht zu den ausgezeichneten Teams gehören, freuen wir uns, einen eigenständigen und zukunftsgerichteten Entwurf eingebracht zu haben – ökologisch ambitioniert, sozial vielfältig und städtebaulich verantwortungsvoll.
Transformation ohne Versiegelung
Für uns steht fest: Eine Bebauung des Feldes ist keine Option. Doch ein ökologischer Stillstand ebenso wenig. Unsere Vision ist eine Transformation ohne Versiegelung, die neue Lebensräume für Tiere und Pflanzen schafft – und gleichzeitig vielfältige soziale Nutzungen ermöglicht. Convivial Grounds versteht das Feld als offenes, verwobenes System, das in engem Austausch mit den angrenzenden Stadtquartieren steht: ökologisch, klimatisch und durch alltägliche Aneignung. Deshalb schlagen wir keine Großform vor, sondern eine lokal differenzierte Weiterentwicklung, die auf die unterschiedlichen Anforderungen des Ortes reagiert – nicht im Schatten der monumentalen Flughafengeste, sondern im Dialog mit den lebendigen Rändern.
Waldsteppe als klimaresilente Struktur
Zentrale räumliche Intervention ist die Etablierung einer Waldsteppenstruktur – ein Mosaik aus offenen und halboffenen Lebensräumen mit Bäumen, Wiesen, Säumen und Trockenrasen. Diese Struktur erhöht die mikroklimatische Vielfalt, fördert Biodiversität und ermöglicht gleichzeitig das Weiterbestehen des nächtlichen Kaltluftabflusses in die umliegenden Quartiere. Eine Qualität, die durch Randbebauung oder einen geschlossenen Waldsaum wahrscheinlich beeinträchtigt würde. Die Waldentwicklung erfolgt in vier Phasen – von Standortvorbereitung über Direktsaat und Pflanzung bis hin zu einem stabilen Eichenmischwald mit artenreichem Unterwuchs. Entwickelt wurde das Konzept in Zusammenarbeit mit Prof. Dr. Peter Spathelf (HNE Eberswalde).
Soziale Infrastruktur entlang des Aktionsrings
Ein neu eingeführter Aktionsring bildet das Rückgrat der Nutzung. Entlang dieses Rings organisieren wir Feldstationen, die als soziale, ökologische und klimatische Knotenpunkte fungieren: vom Kulturcafé über eine offene Gemeinschaftsküche bis zur naturnahen Kita mit angeschlossenem Erlebnisbauernhof. Jede dieser Stationen ist eingebettet in ihre Nachbarschaft und stärkt deren spezifische Nutzungsmöglichkeiten.
Gestaltung mit Tieren – Animal-Aided Design
Wie in all unseren Projekten liegt dem Entwurf die Methode Animal-Aided Design (AAD) zugrunde. Dabei werden die Bedürfnisse lokal vorkommender Tierarten von Anfang an in die Planung integriert – nicht als Zusatz, sondern als Grundlage für räumliche Entscheidungen. Das gezeigte Nahrungsnetz-Diagramm basiert auf einer ökologischen Modellierung durch Victoria Culshaw und Mariasole Calbi, adaptiert für den lokalen Kontext durch Ariane Mutzel (SAAD).
ORT
Berlin, Deutschland
KUNDE
Land Berlin, Senatsverwaltung für Stadtentwicklung, Bauen und Wohnen
PROJEKT-PARTNER
Nikola Pohl (Konzept & Entwurf)
Victoria Culshaw & Mariasole Calbi (Modellierung trophische Beziehungen & Nahrungsnetz)
Peter Spathelf (HNE Eberswalde, wiss. Beratung Waldentwicklung)
Daniel Schönle (städtebauliche Beratung)
PROJEKT-TEAM
Qingyu Liang, Ariane Mutzel, Thomas E. Hauck
GRAFIK
Qingyu Liang & Nikola Pohl
ZEITRAUM
2025
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